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„Meet a Jew“:Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Meet a Jew“ an der USH

Meet a jew, 3.11.2021
Datum:
12. Nov. 2021
Von:
Dr. Carsten Oerder

Immer häufiger hört man von antisemitischen Angriffen auf Juden, sei es in Halle, München oder Berlin. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass ihnen im alltäglichen Leben Steine in den Weg gelegt werden und es nicht selten vorkommt, dass sie wegen ihrer Religion angefeindet und beleidigt werden. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es Menschen mit jüdischem Glauben in Deutschland geht und wie weit es ihr eigenes Leben beeinflusst, wenn sie von solchen Vorfällen hören oder davon betroffen sind. 

Am Mittwoch, den 3. November, bekamen wir die Gelegenheit, mit zwei Juden über dieses Thema zu sprechen. Lydia und Steve von der Organisation „Meet a Jew“ besuchten uns im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichts der Q1 und gaben uns die Möglichkeit, unsere Fragen frei heraus zu stellen. Insbesondere Steve betonte immer wieder, wie wichtig die Offenheit sei, denn es ginge darum miteinander und nicht übereinander zu reden. 

Während der nächsten zwei Stunden lernte ich viele Dinge über das jüdische Leben, über die ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht hatte. Zum Beispiel über die umfangreichen Speiseregeln und dass eine Küche in einer streng orthodoxen Familie geteilt ist: In einem Teil werden Milchprodukte verarbeitet und im zweiten Teil Fleischprodukte zubereitet. Selbst das Besteck wird ausschließlich für das eine oder das andere verwendet. Lustig wurde es, als gefragt wurde, wie es denn mit einer Zahnspange aussähe!

Anfangs waren wir Schülerinnen noch etwas zurückhaltend, aber das legte sich schnell. Sowohl Lydia als auch Steve erzählten unglaublich offen von ihrer Religion, aber auch von ihren eigenen Erfahrungen, so dass die Veranstaltung in einer entspannten und lockeren Stimmung stattfand. Manchmal kamen wir auch vom eigentlichen Thema ab, lernten dadurch aber um so mehr über die beiden und das jüdische Leben. 

Bedrückend und schockierend wurde es, als die beiden uns von ihren persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus berichteten. Steve beispielsweise war im Bereich der Zutrittskontrolle für einen jüdischen Kindergarten tätig und musste dafür sorgen, dass niemand Unbefugtes eintrat oder gefährliche Gegenstände hineinbrachte. Dabei kam es vor, dass vorbeigehende Passanten ihn beschimpften und beleidigten. Dass genau Steve als einer von nur 200.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland eine solche Erfahrung machen musste, zeigt, wie verbreitet anitsemitische Verhaltensweisen sind und dass es notwendig ist, diesen entgegen zu wirken.

Ich fand es toll, dass wir die Gelegenheit zu einem solch offenen Austausch bekamen und finde es wichtig, dass wir Schülerinnen uns mit dem Thema des jüdischen Lebens in Deutschland auseinandersetzen. 

Isabelle Klaus Q1