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Ursulinenschülerinnen der Q2 auf Studienfahrt in Dresden und Krakau:7 Tage auf zahlreichen historischen Spuren von Dresden und Krakau

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Datum:
29. Okt. 2023
Von:
Dr. Carsten Oerder
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Am frühen Morgen des 23. September machten wir, 34 Schülerinnen, uns gemeinsam mit Frau Busch und Frau Schwärmer auf den Weg nach Dresden. 
Mike, unser Busfahrer, der uns in den folgenden sieben Tagen begleitete, brachte uns in gut achtstündiger Fahrt sicher in die sächsische Landeshauptstadt.

Nach einer gerademal zwanzigminütigen Pause erwartete uns eine Stadtführung durch die Dresdener Altstadt. 

Aufgeteilt in zwei Gruppen wurden wir sehr kurzweilig über die wichtigsten Monumente der Stadt und ihre Geschichte informiert – die Semperoper, den Dresdener Zwinger, das Residenzschloss, die Dresdener Frauenkirche. Durch die Bombenangriffe des zweiten Weltkriegs wurde nahezu die gesamte Innenstadt, einschließlich der soeben genannten Monumente zerstört. In späteren Führungen wurde uns dargelegt, dass die Dresdener „keine halben Sachen“ machen und versuchten, alle zerstörten Monumente in möglichst ursprünglicher Ausgangsqualität vor der Zerstörung wieder aufzubauen.

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Der Vormittag des nächsten Tages stand uns zur freien Verfügung - einige von uns nutzten diese Gelegenheit, eine Andacht in der Dresdener Frauenkirche zu besuchen. 
Im Anschluss erwartete uns eine Führung durch das Residenzschloss sowie ein Besuch des Neuen Grünen Gewölbes. Zunächst wurden wir über die Zeit rund um August den Starken informiert – ein Name, der uns in den folgenden Tagen noch häufiger begegnen sollte. Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert herrschte August der Starke als Kurfürst in Sachsen und schließlich auch als König von Polen. An dieser Stelle wird zum ersten Mal die eng verwobene Geschichte zwischen Dresden und Krakau deutlich. Neben Rüstungen und der sogenannten „Türckischen Cammer“ (ein Zelt, das von August dem Starken, der wohl eine starke Liebe zum Orient empfand, in Auftrag gegeben wurde) sind dort auch zahlreiche Alltagsgegenständen der damaligen Ritter zu sehen. Im Neuen Grünen Gewölbe findet sich neben einem Kirschkern, in den 185 Köpfe geschnitzt wurden, auch der größte jemals gefundene Diamant. 
Am Abend stand schließlich ein Besuch der Semperoper auf dem Programm - gespielt wurde der Freischütz, eine Tragödie, die das Schicksal eines Schützen behandelt, der seine Kugeln verzaubert, um sein Ziel zu treffen und seine Verlobte zu heiraten. Im vierten Rang konnten wir neben den Darstellenden auch das Orchester beim Spielen beobachten. Im Zusammenspiel mit einer sehr eindrucksvollen Inszenierung der Oper Webers wurden wir so von der Magie der Semperoper verzaubert.

Nach dieser eindrucksvoll inszenierten Vorstellung des Vorabends, begaben wir uns am nächsten Tag in Richtung des Schlosses Moritzburg, das vor allem durch den Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bekannt wurde. Individuell konnten wir uns im Schloss mit Hilfe von mit Augmented Reality (wörtlich: erweiterte Realität; eine dreidimensionale Darstellung beziehungsweise Erweiterung der Realität) ausgestatteten Tablets so auf eine virtuelle Zeitreise in das 18. Jahrhundert begeben. 
Im Anschluss besuchten wir einen nahegelegenen Hochseilgarten, in dem wir uns auf bis zu 10 Metern Höhe in verschiedenen Parcours ausprobierten. Das Highlight für viele war zweifelsohne der Seilbahn-Parcours zum Schluss, der durch acht Seilbahnen jede Menge Spaß bot. 

Am Morgen des nächsten Tages stand die Weiterreise nach Krakau bevor - gegen 15 Uhr erreichten wir schließlich unsere dortige Unterkunft.  
Auch dort bestand der erste Programmpunkt in einer gut zweistündigen Stadtführung, in der wir über grundlegende Monumente der Stadt informiert wurden, einschließlich der Wawel-Burg, den Tuchhallen und der Marienkirche mit dem zur vollen Stunde erklingenden, berühmten Trompetensignal.

Obgleich uns der Abend zur freien Verfügung stand, erreichten viele recht früh wieder die Unterkunft. 

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Denn am nächsten Morgen fuhren wir in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz – Abfahrt: 6 Uhr.

Nach anderthalbstündiger Busfahrt erreichten wir schließlich unser Ziel – das düstere Wetter an diesem Morgen passend zur eher bedrückten Stimmung. 

Unsere Führung begann im KZ Auschwitz I. Hier findet sich der für viele aus den Geschichtsbüchern bekannte Schriftzug „Arbeit macht frei“ - ein Zynismus, der die Realität mit Füßen tritt und sie geradezu leugnet. Kaum ein Gefangener hat die Lager Auschwitz lebendig verlassen – insgesamt wurden allein in den Lagern von Auschwitz rund 1,1 Millionen Menschen ermordet. Sehr eindrucksvoll wurde uns durch die Besichtigung diese unvorstellbare Zahl vor Augen geführt: in einem der Ausstellungsräume in den ehemaligen Baracken befand sich ein riesiger Berg Schuhe all‘ der ermordeten Gefangenen – die Worte unserer Guidin: „hinter jedem dieser Paar Schuhe steckt eine Geschichte“. Die Zahl der in Ausschwitz getöteten Menschen erlang durch diese Darstellung noch einmal eine ganz andere, viel greifbarere Dimension. Auch Ausstellungsräume, deren Wände mit Bildern von Häftlingen gefüllt waren, verstärken dieses Bild. Und auch die „Todesmauer“, an der über 5000 Gefangene erschossen wurden, wird in Erinnerung bleiben. Weitere grausame Hinrichtungsmethoden waren Vergasungen, Hängungen und „Verhungerungen“ (Menschen wurden bewusst verhungert). Die Gaskammern in Ausschwitz I stehen noch, wurden nicht wie in Ausschwitz Birkenau abgebrannt.

Nach dem Einblick in Auschwitz I setzten wir die Besichtigung in Auschwitz-Birkenau fort – dem damals größten Konzentrationslager der Welt. Neben dem Einfahrtsgebäude und den endenden Bahngleisen sahen wir hier auch die damalige „Rampe“, in der die „Arbeitsfähigen“ von jenen selektiert wurden, die bereits unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurden. 

Auch, wenn die meisten „Lagerbaracken“ noch vor der Niederlage des Dritten Reiches im Krieg durch die Nationalsozialisten abgebrannt wurden, um Spuren der Menschenverachtung zu vernichten, wird in Auschwitz-Birkenau die unvorstellbare Größe des Lagers deutlich. Die Kamine der Baracken wurden wieder aufgebaut, sodass Besuchende eine Vorstellung des Lagers erhalten – man sieht in alle Richtungen Lagerbaracken, kilometerweit. Das Ausmaß des Leides: unvorstellbar. 

Am Nachmittag nahmen wir an Workshops zu den Themen „Frauen in Auschwitz“ beziehungsweise „Trauma – das Leben ehemaliger Häftlinge nach dem Krieg“ teil und bekamen auf diese Weise noch einmal detailliertere Einblicke in diese spezifischen Themen.
Das in Auschwitz Erfahrbare ist unfassbar, schrecklich und grausam - und trotzdem ist es so wichtig. Auch unsere Guidin mahnte uns, uns unserer persönlichen Verantwortung bewusst zu werden, damit Auschwitz nicht noch einmal passiert und appellierte, dass wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen müssen, dass wir menschenverachtendes Verhalten nicht dulden können und dürfen. Gerade in der heutigen geopolitisch hochbrisanten Zeit erlangt dieser Appell eine noch einmal viel dringlichere Bedeutung.

Am Morgen des nächsten Tages besuchten wir das jüdische Museum in Krakau, in dem durch Fotografien das jüdische Leben in Polen mit besonderem Schwerpunkt auf Krakau aus heutiger Perspektive dargelegt wird. 

Im Anschluss berichtete uns die unmittelbare Zeitzeugin Monika Goldwasser über ihre Geschichte. Monika Goldwasser wurde von ihren jüdischen Eltern im Alter von sieben Monaten in ein Kloster der Ursulinenschwestern gebracht, das ihr Schutz vor den Machenschaften der Nationalsozialisten bot. Später wurde sie von einem Ehepaar adoptiert, das sie liebevoll wie eine eigene Tochter behandelte. Erst im Alter von 22 Jahren, als ihre Adoptiv-Mutter im Sterbebett lag, erfuhr Monika Goldwasser die Geschichte ihrer Eltern. 

An unserem letzten Tag in Krakau besichtigten wir schließlich die Wawelburg mit ihren Königsgemächern und der Schatzkammer, in der mitunter das Krönungsschwert polnischer Könige, „Szczerbiec“, ausgestellt wird. Es ist das wertvollste Stück der Schatzkammer und zugleich auch die einzig erhaltene Insignie der Königsmacht – alle anderen Stücke wurden im 18. Jahrhundert durch einen preußischen Überfall entwendet.
Am Abend ging es gegen 20 Uhr dann auch schon wieder zurück nach Hersel –1100 Kilometer Busfahrt standen uns bevor. 14 Stunden später, gegen 10 Uhr des nächsten Morgens, setzte Mike den Blinker und wir bogen in Hersel ein - wir alle um viele Erfahrungen und gemeinsame Erinnerungen reicher.
 
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Frau Busch und Frau Schwärmer bedanken, die diese Reise begleitet haben und die ohne sie so nicht möglich gewesen wäre. 

Vielen Dank auch an Frau Korte, die diese Reise plante – wir haben ganz viel gesehen, erlebt, und sind jetzt um einiges Wissen und zahlreiche wertvolle Erfahrungen reicher!

Letizia Brill

Studienfahrt Dresden/Krakau

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