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Ein Workshop im Wirtschaftsenglisch Vertiefungskurs der EF bei Frau Hayek :Selbstbewusste Handhabung von unterschätztem Erfolg bei Frauen

„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzureichend sind. Unsere tiefste Angst ist, dass wir stark außerhalb aller Maßen sind“ -MARIANNE WILLIAMSON („Our deepest fear is not that we are inadequate. Our deepest fear is that we are powerful beyond measure.“)
Mit Mut unterwegs sein
Datum:
12. Dez. 2024
Von:
Anna B.

Das englischsprachige Buch „13 Things Mentally Strong Woman Don´t Do“ von Amy Morin, einer US-amerikanischen Psychotherapeutin, behandelt im 13. Kapitel (They Don´t Downplay Their Success), das Thema rund um die Fragen, warum Frauen manchmal Schwierigkeiten haben mit ihren Erfolgen selbstbewusst umzugehen und wie sie diese voller Sicherheit handhaben können.

Während es schon lange kein Geheimnis mehr ist, dass Misserfolg unangenehm sein kann, kann Erfolg jedoch auch eine erstaunliche Menge an Unruhe für viele Frauen hervorrufen. Doch woher weiß man nun, ob es einem schwer fällt, mit seinen Erfolgen umzugehen? Das Gefühl, seinen Errungenschaften nicht „würdig“ zu sein, nicht so schlau, talentiert oder kompetent zu sein wie andere denken, ein gewisses Unwohlsein bei Komplimenten zu empfinden oder nicht über die eigenen Leistungen zu sprechen, da man nicht „prahlen“ möchte, sind bloß ein paar Anzeichen.

Eine Studie aus 2014 ausgeführt von der Professorin und Co-Direktorin der Lehre von Frauen und Geschlechter Maria do Mar Pereira der Universität Warwick fand heraus, dass Jungen bereits im Alter von 14 Jahren den Glauben erlangt hatten, Mädchen in ihrem Alter müssten weniger schlau sein als sie, welches vor allem auf den sozialen Druck in die Gesellschaft hineinpassen zu müssen zurückzuführen sei. Nachdem sie Achtklässler für drei Monate begleitet hatten, fanden sie zudem heraus, dass Mädchen oft das Gefühl haben, dass sie ihre Fähigkeiten runterspielen müssten, vorspielen müssten weniger intelligent zu sein als sie eigentlich sind und von Hobbies, Sportarten oder Aktivitäten absehen müssten, welche vermutlich „nicht feminin“ wirken könnten.

Zudem ist bekannt, dass diese Geschlechternormen nicht mit dem Erwachsensein verschwinden- ganz im Gegenteil- Studien belegen, dass viele Männer weibliche Partnerinnen präferieren, welche weniger beruflich ambitioniert sind als sie selbst. Demnach ist es resultierend kein Wunder, dass Frauen es oft schwer finden ihre Erfolge handzuhaben, da hohe Leistungen unter anderem die Möglichkeit verringern könnten, einen Partner zu finden oder eine gesunde, stabile Beziehung zu führen.

Doch vor allem im Business ist es wichtig für Frauen, ihre Erfolge selbstbewusst handhaben zu können. Heutzutage existiert die Annahme, dass es Frauen an Selbstbewusstsein mangelt. Oft erwarten die Menschen nicht, dass Frauen mit sich zufrieden sind oder, dass sie stolz auf ihre Erfolge sind. Die Angst „zu selbstsicher“ zu wirken, führt viele Frauen dazu, ihre Erfolge runterzuspielen. Dies hat sich jedoch so weit verbreitet, dass diese oftmals Schwierigkeiten haben, ein Kompliment zu akzeptieren, aus der Angst heraus „zu selbstbewusst“ zu erscheinen. Forscher*innen haben herausgefunden, dass Frauen generelle Schwierigkeiten haben, ein Kompliment zu akzeptieren, jedoch vor allem, wenn dies von anderen Frauen kommt. In einer Studie haben Frauen ein Kompliment in 40% der Fälle angenommen. Wenn dieses Kompliment jedoch von einem weiblichen Gegenüber kam, geschah dies bloß in 22% der Fälle. Hierbei galt ein Kompliment als akzeptiert, wenn es wertgeschätzt und mit einer Antwort wie „Danke“ zugestimmt wurde. Nicht akzeptierte Komplimente hingegen schlossen Antworten wie ein Kompliment im Gegenzug (z.B., „Nein, du bist großartig“), eine Minimierung der Leistung (z.B., „Es war nichts“) und anderen den Erfolg zuzuschreiben (z.B., „Es war wirklich mein Kollege, der all die Arbeit gemacht hat“) ein. 

Aber warum haben Frauen nun Schwierigkeiten Komplimente zu akzeptieren? Manchmal kann es sich so anfühlen, als dass ein „Dankeschön“ eigentlich „Ja, das stimmt.“ bedeutet. Um bescheiden zu wirken, antworten Frauen also oft mit einer selbstabwertenden Aussage oder mit einem Minimieren des Erfolges. Dennoch sollte sich stets vor Augen gehalten werden, dass es einen Unterscheid zwischen Bescheidenheit und seine Erfolge nicht handhaben zu können gibt. Bescheidenheit bedeutet, eine realistische Sicht auf sich selbst zu haben. Das bedeutet also, sich sowohl seine Schwächen als auch seine Stärken eingestehen zu können. Zudem ist es möglich zu üben, Komplimente in einer eleganten Art zu akzeptieren bzw. wertzuschätzen. Denn nette Dinge über sich selbst gesagt zu bekommen, ist nicht arrogant. Man zeigt lediglich Respekt für die Gedanken der anderen Person und, dass man sich selbstbewusst genug in der eigenen Haut fühlt, um jemand anderer Meinung zuzuhören.

Amy Morin, die Autorin des Buches, führt in der Mitte des Kapitels eine ihrer Freundinnen als Beispiel an. Diese ist eine bekannte Rednerin die ein paar der weltbesten CEOs coacht und Anrufe von erfolgreichen Menschen von der ganzen Welt, welche ihren geschäftlichen Rat suchen, erhält. Nachdem sie sich vor ein paar Jahren hatte scheiden lassen, trat sie schließlich wieder in die Dating-Szene ein. Morin erzählt, dass das Unangenehmste für ihre Freundin war, die Frage zu beantworten, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient, und zitiert diese wie folgt: „Manchmal scheinen die Männer eingeschüchtert zu sein, wenn ich ihnen sage, was ich beruflich tue. Einer von ihnen sagte einmal ´Diese reichen Männer stellen euch für euer Aussehen ein, und nicht für eure Klugheit´. Er versuchte so zu tun, als scherze er. Ich antwortete jedoch mit ´Ist es nicht interessant, dass als ich sagte, dass ich CEOs coache du automatisch annahmst, dass es Männer seien? Frauen sind ebenfalls erfolgreiche CEOs.´“

Selbst wenn Frauen die Möglichkeit bekommen, ihre Fähigkeiten, Talente und Erfolge zu teilen, teilen sie sie oft nicht. Männer hingegen, wie unter anderem eine Studie auf LinkedIn zeigt, einer Website wo Menschen über ihre Erfolge sprechen können, um möglicherweise ihre Karrierechancen zu verbessern, preisen ihre Erfolge oft stärker. 

Manche Frauen denken, sie müssten ihre Erfolge kleinreden, um anderen zu helfen sich gut zu fühlen. Aber sich selbst zu verkleinern, um anderen zu helfen ist kein großer Effekt. Das bedeutet nicht, dass man nun jedem die eigene berufliche Position anpreisen sollte, sodass jeder weiß, wie wichtig man ist. In der Lage zu sein, selbstbewusst über die eigenen Talente, Fähigkeiten und Erfahrungen zu sprechen, ist dabei jedoch nichts Verwerfliches.

Vor allem im Business ist es also schwer, um eine Gehaltserhöhung zu bitten oder ein höheres Einstiegsgehalt zu verhandeln, wenn man ständig hinterfragt, ob man gut genug ist. Selbst wenn man schließlich nach mehr Geld fragt, verratenen die Körpersprache, der Ton der Stimme und die Art und Weise, dass man eigentlich nicht denkt, dass man mehr Geld verdiene. Wenn man also will, das andere an einen glauben, muss man auch selbst an sich glauben. Die eigenen Stärken zu kennen, kann helfen, sich wohler in der eigenen Haut und sich seiner Erfolge „würdig“ zu fühlen.

„Manchmal wollen Menschen ihre Erfolge nicht handhaben, da dies bedeuten würde, dass sie ebenfalls ihre Misserfolge handhaben müssten. Wenn man sich die Verdienste für die guten Ergebnisse zuschreibt, muss man die eigene Rolle auch in den schlechten erkennen. Wie bei allem geht es darum ein Gleichgewicht zu finden, wie viel Verantwortung man übernimmt. Man kann die eigenen Erfolge Glück zuschreiben und die Misserfolge z. B. der schlechten Wirtschaftslage, denn manche Dinge liegen außerhalb unserer Kontrolle. Dennoch ist es wichtig, die Rolle anzuerkennen, die man gespielt hat, ungeachtet der Ergebnisse.“ (Amy Morin)

Das Motto unserer Schule „Mädchen stark machen“ könnte wichtiger also nicht sein und ist in vielerlei Hinsicht auf Dinge im Leben übertragbar.

Quelle: „13 Things Mentally Strong Woman Don´t Do“ (13. Kapitel) von Amy Morin sowie die darin enthaltenen Studien und Forschungsergebnisse.